Das Werk des Dichters Matthias „Baader“ Holst fiel in weiten Teilen der BRDigung zum Opfer. Wer ausgerechnet am 30. Juni 1990 – am Abend der Währungsunion – ins Gras beißt, darf sich darüber nicht wundern. Wann war seine Zeit gekommen? Wo ist sie? Im Todesjahr Marilyn Monroes? Oder später als Bauarbeiter, Postbote, Bibliothekar? Als hallischer Baal, Nervensäge, Dada-Zoni, prätentiöser Proletarier im aushauchenden Sozialismus der späten 80er Jahre?
Baader – Ein Requiem unternimmt den Versuch, den hallischen Underground-Autor Matthias „Baader“ Holst von Neuem sterben zu lassen. Was bleibt ist ein langer hagerer Körper aus Text, Skizzen, Fetzen und Rissen, der, wo immer er auftauchte, immer Wort war. Florian Hein und Maximilian Riethmüller forschen entlang der derealisierten und depersonalisierten Syntax Matthias „Baader“ Holsts. Sie lesen, spielen und performen entlang der sakralen Vorgaben eines Requiems in Form von sieben Teilen. Baaders Worte erfahren chorische Verarbeitung, werden als Punksong performt, gemimt, betrunken, als dialogische Liebestürklage verformt, auf Körper geschrieben und erstickt.
Länge: 60 min
LIVE-Veranstaltung